Natürlich steht bei den meisten Lehrern erst kurz vor den Sommerferien fest, wohin sie mit ihrer achten Klasse auf Klassenfahrt fahren. Doch bei uns war das anders. Als wir erfuhren, dass unser Klassenlehrer, Hr. Weber, acht Jahre in Rumänien gelebt hatte und da wir alle immer gerne etwas Neues ausprobieren, stand für uns fest wir wollen nach Hermannstadt, auf Rumänisch Sibiu.
Es war ziemlich zum Anfang der siebten Klasse und bis zum Januar 2003, wo es losgehen sollte, noch viel Zeit. Einige von uns konnten es kaum abwarten.
Allerdings waren unsere Eltern nicht so begeistert. Jeder, den sie fragten, sagte ihnen das Gleiche über Rumänien. Zum Beispiel, dass man dort an jeder Ecke überfallen würde und überall wären Bettler, erzählten einige von ihnen. Meine und auch andere Eltern glaubten ihnen, aber wie kann ein Mensch ein Land beurteilen, in dem er noch nie war? Viele von uns ließen sich von diesem Gerede nicht überzeugen, wir freuten uns alle sehr auf diese Reise.
Endlich waren die Weihnachtsferien vorbei, die anderen Klassen dachten, wir haben einen Knall, als wir das sagten, aber sie fuhren ja nicht gleich nach den Ferien wieder in den Urlaub. Die Fahrt war zwar sehr anstrengend und wir waren froh sie gut überstanden zu haben, aber was uns jetzt in den folgenden zehn Tagen erwarten sollte, ließ uns Deutschland und die Fahrt sehr schnell vergessen. Die ersten fünf Tage wohnten wir in einem Ort namens "Hohe Rinne". Wir wussten nicht, dass die rumänische Kids, unsere Austauschpartner, mit im Hotel wohnen würden, aber mit denen kamen wir schon zurecht. Als wir am nächsten Tag zur Piste liefen, wusste keiner von uns, was wir noch alles Lustiges und Trauriges erleben werden. Unsere Skier und Schuhe hatten wir von der Schule ausgeliehen. Aber konnten wir ahnen, dass grade wir, die wir noch nicht mal wussten, wie man aus den Bindungen wieder herauskommt, die allerletzte und kaputteste Ausrüstung mitbekommen hatten? Die Bindungen waren ausgeleiert, manche flogen auch einfach mal so, als ob es das normalste auf der Welt wäre, an einem vorbei. Es gab auch einen schweren Fall von Ski-Schuh-Faulitis, das heißt soviel wie: "Hey, dein Schuh fällt auseinander!" und das während man fährt. Es könnte aber auch an Altersschwäche der Schuhe liegen. Dieser Fall blieb ungeklärt.
Trotz allem war es im Hotel eine sehr schöne Zeit, wir lernten die Rumänen näher kennen und nach ein, zwei Tagen stand fest, wer zu wem in eine Familie geht. Unten in der Stadt angekommen, freuten wir uns schon auf mehr von Hermannstadt, um endlich diesen miesen Vorurteilen ein Ende zu setzten. Wurde ja langsam mal Zeit!
So war es auch, keine Spur von Armut oder von Überfällen! Was haben wir gesagt? Unsere Klasse hat die Erfahrung machen dürfen nach Hermannstadt zu fahren und fast alle Vorurteile beseitigen können. Wir haben natürlich auch sehr viele Ausflüge gemacht, wir haben eine Stadtführung gemacht, sind in verschiedene Dörfer gefahren und haben selbstverständlich auch viele Museen besucht. Die Zeit dort war wirklich sehr schön und manche von uns wollen im Sommer wieder dort hinfahren. Diese Erlebnisse waren zum Teil einmalig und man vergisst das Land und die Gastfreundlichkeit der Leute dort auch nicht so schnell. Wenigstens kann ich sagen, dass meine Klasse etwas anderes gemacht hat, ein anderes Land kennengelernt hat, sehr begeistert waren und immer noch ist. Diese Klassenfahrt war wirklich eine Sache für sich und ich hoffe, dass noch viele Klassen nach uns die Möglichkeit haben nach Rumänien zu fahren und es genauso toll finden wie wir. Allerdings nur wir können sagen, dass wir die ersten Schüler aus Berlin waren!