Lernmittelfreiheit - neue Wege

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Nach dem Willen des SPD-PDS-Senats müssen die Eltern vom nächsten Schuljahr an bis zu 100 Euro pro Kind für den Kauf von Schulbüchern ausgeben. Vor drei Wochen erhielten die Schulen die entsprechenden Informationen von der Senatsbildungsverwaltung. Wegen der offenen Fragen hat die Senatsverwaltung jetzt intern eine Liste mit den "Häufig gestellten Fragen zur Neuordnung der Lernmittelfreiheit" an die Schulen geschickt. Darin geht es vor allem darum, wie die Elternbeteiligung organisiert wird. Wenn ein Verein die Bücher kauft und auch ausleiht, darf es keine Vermischung mit dem Buchbestand der Schule geben, heißt es. Untersagt ist auch, einen Lernmittelfonds zu schaffen, in den Schule und Eltern einzahlen. Unklar bleibt, wie sich die Schulen verhalten sollen, wenn Eltern keine Bücher kaufen.
 
Die "Berliner Zeitung" stellte in ihrer Ausgabe vom 19.6.2003 vier unterschiedliche Organisationsmodelle aus Berliner Schuler vor.

Gymnasium Steglitz

Künftig wird an der Oberschule in Steglitz der Verein "Lehr- und Lernmittel" die Schulbücher kaufen. Die Organisation wird noch vor den Sommerferien gegründet. Der Verein wird Eigentümer der Bücher. Er ist auch für die Ausleihe zuständig. Freiwillig sollen die Eltern jährlich 60 Euro pro Kind als Spende an den Verein überweisen. Zwangsspenden oder -mitgliedschaften gibt es nicht. Etwa ein Dutzend Eltern haben bereits erklärt, dass sie die Bücher für ihre Kinder lieber selbst kaufen wollen. Sie erhalten dafür von der Schule die Einkaufsliste. Für sie gilt die 100-Euro-Grenze des Senats.

Berolina-Oberschule

Die Realschule in Mitte will zu Beginn des nächsten Schuljahres möglichst auf den vorhandenen Bücherbestand zurückgreifen. Mit der Elternbeteiligung soll erst langsam Erfahrung gesammelt werden. Die Eltern sollen zunächst nur in geringem Maße belastet werden. Nach ersten Berechnungen der Schule wird die Eigenbeteiligung der Eltern daher im ersten Jahr maximal zwischen 35 und 50 Euro liegen. Für den Kauf wird die Schule Listen zusammenstellen. Ziel ist aber, dass jeweils am Ende eines Schuljahres eine Bücherbörse stattfindet, wo Schüler und Eltern die Bücher günstig kaufen können.

Oberschule an der Dahme

In der letzten Woche vor den Sommerferien werden die rund 400 Eltern der Hauptschule in Grünau die Liste mit den Büchern bekommen, die sie kaufen sollen. Der Neupreis der Bücher liegt in den verschiedenen Jahrgangsstufen immer knapp unter 100 Euro. Die Schule orientiert sich damit ausschließlich an dem von der Senatsbildungsverwaltung vorgeschlagenen Verfahren. Die Listen sind fertig, allerdings ist noch nicht ganz klar, wer von der Kaufpflicht wegen seines geringen Einkommens befreit wird. Mit der Liste gibt die Schule auch Tipps, wo die Bücher bestellt werden können.

Max-Liebermann-Schule

An der Realschule in Charlottenburg soll der bestehende Förderverein den Bücherkauf für die Eltern organisieren. Geplant sind Sammelbestellungen, damit die Eltern nicht alle einzeln in die Buchhandlung müssen. Anders als beim Modell des Gymnasiums Steglitz gehören die Bücher den Eltern und nicht dem Verein. Sie beauftragen den Verein, die Bücher für sie einzukaufen. Den notwendigen Beitrag erfahren sie von der Schule. In das neue Schuljahr will man aber zunächst mit dem Bücherbestand der Schule starten. Erst nach den Schulferien soll geklärt werden, welche Bücher angeschafft werden.